Was tut sich am Dümmer?
von Wilhelm Beckmann 1. Vors. der Wettfahrtgemeinschaft Dümmer e.V..
Bekanntlich hat sich im Herbst 2011 ein sog. Beirat konstituiert, der ein Sanierungskonzept begleiten soll, das bis zum 01.12.2012 dem Land Niedersachsen vorgelegt werden soll und zur nachhaltigen Sanierung des Dümmer führen soll. Inzwischen hat der Beirat viermal getagt. Er ist überwiegend mit Fachleuten besetzt, ich bin der einzige Vertreter der Segler und Surfer, allerdings unterstützen die Vertreter der Kommunen vielfältig unsere Ziele. Der Beirat wird sehr gut moderiert, die Zusammenarbeit kann ich nur als ausgezeichnet bezeichnen, weil die Voraussetzung unserer Mitarbeit im Beirat
- Verbindlichkeit und Transparenz,
- Konkreter Zeitplan,
- Effektivität und Effizienz der Maßnahmen herstellen,
- Parallele Planungen und Arbeiten ermöglichen,
- Mut zur Umsetzung,
von allen Beteiligten akzeptiert wird und bislang auch eingehalten wird.
Nach der ersten Sitzung des Beirates wurde auch von allen Seiten einhellig als einzig wirksame und wissenschaftlich nachweisbare langfristige Sanierungsmaßnahme die Einrichtung eines Schilfpolder-Systems als Zielvorgabe vereinbart. Um die Grundlagen dieses Systems zu schaffen, sind etliche Untersuchungen und Gutachten erforderlich, die dann auch sofort beschlossen und begonnen wurden. Mitte 2012 werden die wesentlichen Gutachten vorliegen, dann werden die notwendigen Abschätzungen vorgenommen, bevor das endgültige Sanierungskonzept im Dezember vorgelegt werden kann.
Wir brauchen allerdings einen sehr langen Atem, um an das endgültige Ziel zu gelangen und müssen mit Zeiträumen rechnen, die in die Mitte der 2020er Jahre reichen. Wenn während dieses Zeitraumes ungünstige Bedingungen herrschen, müssen wir uns auch auf entsprechendes Blaualgenwachstum gefasst machen wie im vergangenen Jahr. Dazu hat der Beirat kurzfristigere Symptombekämpfungsmaßnehmen erarbeitet, die noch auf ihre Finanzierbarkeit und eine Kosten-Nutzen-Analyse konkretisiert werden sollen. Das sind etwa Maßnahmen innerhalb der Hafenanlagen, um den Schlamm zu beseitigen, das Wasser zu belüften, Blaualgenkonzentrationen aufzulösen etc..
Ich habe aber verstanden, dass eine kurzfristige Umsetzung illusorisch ist. Zu Denken gegeben hat mir etwa im Zusammenhang mit unserer Forderung nach deutlich stärkerem Entschlammen des Dümmer ein Vortrag des für die Seen in Mecklenburg-Vorpommern zuständigen Mitarbeiter der Landesregierung, der erläutert hat, dass von 19 Entschlammungsmaßnahmen seit etwa 1990 allein 18 ohne jeden Erfolg bzw. sogar schädlich für den Gewässerhaushalt der Seen waren und nur eine einigermaßen Erfolg hatte. Das lag zum großen Teil daran, weil auch dort die Bevölkerung sofortige Maßnahmen gefordert hatten und die Zeit für Vorüberlegungen, was für den jeweiligen See denn tatsächlich „richtig“ sei, nicht genutzt worden ist. Daher ist schon richtig, wenn in diesem Jahr noch diskutiert wird, allerdings auch mit den o.a. Prämissen, damit im Dezember eine Verbindlichkeit von uns bei der Landesregierung eingefordert werden kann.
Zu bedenken ist, dass Niedersachsen im Januar 2013 einen neuen Landtag wählt und unsere Abgeordneten dann den Haushalt in neuer Besetzung beschließen werden. Wir müssen unser Anliegen dabei auch durchsetzen. Ich glaube allerdings nicht, dass sich die Landesregierung einen See länger leisten kann, der sich so zeigt wie 2012, ohne dass konkrete Abhilfekonzepte durchgeführt werden.
Auch wenn anderswo das Entschlammen erfolglos war, am Dümmer muss den-noch ständig gebaggert werden, auch mehr als bisher, um die zunehmende Verlan-dung des Sees aufzuhalten. Dies ist schon ein deutlich anderer Ansatz als in Meck-lenburg-Vorpommern. Zur Verbesserung der Gewässerqualität trägt das Ausbaggern aber nicht bei, da dürfen wir uns nichts vormachen.
Wir Segler und Surfer sollten uns kurzfristig auf die Maßnahmen verständigen, die wir etwa für unsere Hafenanlagen brauchen, wenn wieder so eine Situation wie 2011 eintritt. Wir brauchen auch „Schmerztabletten“, wenn wir Segler bei einer Veranstaltung besonders betroffen sind. Darüber müssen wir reden, diese müssen wir konkretisieren und jetzt einfordern.
Aber wir Segler können auch etwas tun, und zwar beobachten: weil zur Zeit Grünplanzenteile vom Wind zusammen getrieben werden, gehen die Experten davon aus, dass sich verstärkt Wasserpflanzen bilden. Ich habe im Hafen SCC/SVOH einige grüne Blattstücke von See- bzw. Teichrosen gefunden. Es wäre wichtig zu wissen, wo welche Pflanzen wachsen. Bei dem klaren Wasser kann man das derzeit gut die Unterwasserflora beobachten. Teilt mir mit, was und wo es wächst.
Wie die Fachleute wissen, beginnt zum Frühjahr ein Wettstreit zwischen den Algen: kommen die Grünalgen durch und behalten die Oberhand, bleiben die Blaualgen in der Minderheit. Dann siegt sozusagen das Gute über das Böse! Zur Zeit sollen noch die Grünalgen beherrschend sein. Wird es wärmer, gelingt häufig den Blaualgen der Durchbruch! Das NLWKN hat sogar die Piloten des Aero-Clubs in Diepholz darauf angesetzt, rechtzeitig die Algen aus der Luft zu erkennen und auch zu verfolgen, wohin die Algenteppiche wandern. Vielleicht kann man dann rechtzeitig Gegenhilfe vor Ort schaffen. Man sieht, im Beirat werden viele Ideen diskutiert, auch wenn jede Sitzung nur 3 Stunden dauert, es kommt schon was dabei heraus!
Zur Zeit ist das Wasser klar im See, allerdings gibt es schon viele Zuckmücken an Land. Diese Tierchen sind zwar harmlos, nerven aber sehr. Wer über diese Tiere mehr wissen will und auch darüber, dass sie dem See sehr viel Gutes tun (und Phosphat im Sediment binden), muss sich tiefer in die Dokumente des Beirates einlesen, die ja regelmäßig veröffentlicht werden.